Hamakari Hunting

Oryx – Jagdbericht eines Jägers

Hamakari, dichter Busch und weites Grasland, dahinter der mächtige Waterberg. Immer wieder zieht es mich hierher zurück, wegen den Menschen, der Natur und der Jagd.

Es ist mein dritter Tag auf der Pirsch. Mit Jagdführer Paulus bin ich, wie schon die Tage zuvor, in aller Frühe los. Das alte Toyota Bakkie brachte uns in das Revier. Im ersten Licht des Tages haben wir auf Wildwechseln und an Salzlecken versucht Wild zu fährten.

Einen alten Gemsbock wollen wir jagen.  Einen Recken, der den Zenit schon überschritten hat, mit zurückgesetzter Trophäe und starken Furchen an der Hornbasis, die von den Drähten der hochgewuchteten Zäune stammen. Wild haben wir genug vor uns, aber der Gesuchte war noch nicht dabei. Gegen Mittag, als die Sonne erbarmungslos wurde, brachen wir ab und zockelten langsam zur Farm zurück. Einem leichten Imbiss folgte die Mittagsruhe, um nach einer Tasse Kaffee wieder in den Busch zu ziehen. Erst als sich die Dämmerung ankündigte und die Sonne spektakulär hinter dem Waterberg verschwand, ging es zurück auf die Farm.

Doch jetzt scheint sich das Blatt zu wenden. Seit den frühen Morgenstunden sind wir auf der Spur eines einzelnen Oryx. Paulus hat die Hornspitzen im Gebüsch entdeckt. Wir liegen auf dem Boden in Deckung und versuchen den Gemsbock anzusprechen. Außer der weißen Gesichtsmaske, dem ständig wedelnden Schweif und den Enden der Trophäe ist nicht viel zu erkennen. Wir müssen näher ran. Robbend und auf allen Vieren kriechend versuchen wir den Abstand zu verkleinern, immer wieder unterbrochen von den Versuchen, mehr von unserer vermeintlichen Jagdbeute zu sehen. Die Sonne, Sand, Steine, und jede Menge „Pieker“ machen uns das Vorwärtskommen nicht gerade leicht.

In meiner Armbeuge liegt ein weiterer Grund für unsere Mühen. Es ist die alte Mauser-Büchse, die dem Vater unseres Jagdherrn gehörte. Manches Stück Wild hat er damit gestreckt. Als sein Sohn Wilhelm die Farm übernahm, wanderte der 98´iger zunächst nach hinten in den Waffenschrank. Dort wurde er vor einiger Zeit wiederentdeckt und ein Plan zur Reaktivierung entstand. Ein Stahl Ziel-Sechs, vom Hersteller in Absam überholt und repariert, war auch noch vorhanden. Das wurde zusammen mit einem neuen Abzug samt Sicherung vom Waffenschmied Gall in Windhoek komplettiert. Rosenthal hatte einige Schachteln RWS H-Mantel im Regal und die stanzten ein Kleeblatt in die Zehn der Anschuss-Scheibe. Nach ersten erfolgreichen Jagdeinsätzen soll ich jetzt damit mein „Waidmanns Heil“ versuchen. Deshalb liege ich hier im heißen Sand und spüre, wie die Sonne auf meinen Rücken brennt.

Mittlerweile haben wir die Distanz auf Schussentfernung verkürzt und plötzlich kommt Bewegung in die Szene. Irgendetwas hat der alte Bursche mitbekommen. Haupt und Trophäe ragen aus dem Busch und er sichert in unsere Richtung. Paulus hebt den Daumen, ein alter Bulle, er muss nur noch frei stehen. Die Zeit vergeht, aber ich habe jedes Gefühl dafür verloren. Dann will der Oryx es wissen, einige Schritte nach vorne und er zeigt uns seine ganze Breitseite. In Zeitlupe hebe ich die Büchse, gehe am Vorderlauf hoch und lasse fliegen. Der Rückstoß reißt die Waffe hoch, fast erwischt es mich an der Augenbraue, ein Zeichnen des Wildes bekomme ich nicht mit. Gebüsch prasselt und der Gemsbock ist verschwunden. Paulus ist sofort auf den Beinen und bevor ich fragen kann, ist er zum Anschuss unterwegs. Es sind doch an die 150 Schritt und wir finden Eingriffe aber keine weiteren Pirschzeichen. Mein Jagdführer heftet sich an die Fährte. Nach einigen Metern haben wir Schweiß, dann etwas Lungengewebe. Ich atme erst mal auf, aber Paulus ist schon weiter und hinter einem Altholzhaufen, den die Termiten fast zersetzt haben, liegt der alte Recke. Freudig fallen wir uns in die Arme. Von einem Hakki-Busch erhalte ich einen Bruch und den letzten Bissen für den Gemsbock.

Während Paulus den Toyota holt, um unsere Beute zur Farm zu bringen, halte ich Rückschau auf die vergangenen Tage. Es muss an der Sonne oder am Salz vom vielen Schwitzen liegen, die Augen werden mir etwas feucht. Die alte Mauser, der reife Bulle und ein nicht mehr ganz so junger Jäger, es passt.

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