Der „Elch“ von Hamakari
(Eland: Ableitung aus dem Niederländischen für Elch)
Nach unserer 14-tägigen Rundreise sollte der letzte Stopp auf Hamakari sein. Auf Empfehlung unseres Freundes Wolfgang wollten Bianka und ich dort einige Jagdtage verbringen. Schon bei der Ankunft am späteren Nachmittag sprang der Funke… wie man so schön sagt, über. Wir fühlten uns auf Anhieb familiär aufgehoben.
Es ging ohne große Hektik, dennoch etwas überraschend für uns, gleich nach dem die Koffer auf dem Zimmer waren, raus zum Kontrollschießen.Das Familienoberhaupt Wilhelm, ein charismatischer großer, bärtiger Mann Ende Sechzig mit sehr markantem Farmerhut, erklärte uns präzise die Sicherheitsregeln und die Leihwaffe.
Wenn ich einen typischen und von Familientradition geprägten Farmer in Namibia beschreiben sollte, dann sähe das Bild das ich gedanklich zeichne, sicherlich genauso aus wie eben Wilhelm.
In der ganzen Vorfreude der Reise, die sich zum Glück über Monate hinzog, habe ich öfters mal zu Bianka gesagt.. „Eine Pirsch zu Fuß in Afrika, sich einen Kudu oder einen Eland erarbeiten und von einem Jagdführer geführt werden, der sein Handwerk bis in die Haarspitzen versteht, das ist mein Herzenswunsch“. Bianka verstand mich, da sie die gleiche Einstellung hat und bei uns beiden die Achtung vor dem Wild und viele Emotionen im Jagdhandwerk eine sehr zentrale Rolle spielen.
Wir durften eine Mauser 98 mit einem variablen Zielfernrohr und Schalldämpfer für die nächsten Tage unsere Begleiterin nennen. Die Waffe hat sichtlich schon einiges in Afrika erlebt. Unsere Schüsse, auch vom Schießstock auf die Scheibe waren präzise, nachdem „Mann“ sich an die Abzugscharakteristik gewöhnt hatte … bei „Frau“ ging das deutlich schneller..
Wilhelm gab uns in die Hände von unserem Jagdführer Paulus mit den Worten „jetzt macht euch erstmal mit unserer Farm und dem Wild hier vertraut und fahrt ne Runde mit Paulus raus“. Ok. Gesagt getan. Es war für uns beide ein Gefühl der Begeisterung was da wohl so alles in den nächsten Tage auf uns zukommt. Wir sahen Springbock, Impala, Giraffen und dachten, schön das es morgen richtig losgeht. Doch es kam anders. Wie es eben aus heiterem Himmel bei der Jagd immer wieder vorkommen kann.
Im ziemlich dicken Busch konnten wir einen Elandbullen auf ca. 200 m kurz wahrnehmen. Da war er auch schon heimlich weg… wie ein Geist. Paulus fragte mich ob wir das Stück anpirschen sollen um es genau ansprechen zu können. Ich zögerte sichtlich… Meine Frau saß neben mir auf dem Wagen und sagte tief beeindruckt von dem Anblick… geh los und jage auf den Eland… den schenk ich dir zum 50ten… freudig überrascht nahm ich dieses Geschenk mit sicherlich etwas verdutztem Blick und mit einem Kuss an.
Los geht´s. Wir pirschten hinter Paulus her, der genau die Fährte erkannte und den Wind prüfte. Er blieb immer wieder stehen um zu hören und abzuglasen, ob er den Eland irgendwo wahrnimmt. Der Busch ist zu dicht. Nichts zu sehen. Immer weiter ging es auf der Fährte… immer wieder bestätigt er die Trittsiegel, wir pirschen bedächtig und erneut den Wind prüfend weiter hinterher. Vor uns liegt eine kleine Blöße. Paulus erstarrt.
Bianka bekommt von ihm das Signal in die Hocke zu gehen und zu warten… Nun sind der Bulle und weitere Eland in Sicht. Er baut mir einige Meter weiter den Schießstock auf und sagte „noch warten“… der Trupp äugte zu uns und zog aber dann gemächlich weiter. Sie bekamen keinen Wind von uns.Nach kurzer Zeit nahmen wir wieder die Fährte auf und versuchten dann nach einer Weile der Herde den Weg abzuschneiden und pirschten langsam neben einer Pad entlang. Wir nutzen jede Deckung aus. Auf einer Fläche ohne Busch, links von uns sahen wir auf ca. 150 m den ersten Eland langsam über die Freifläche und den Weg ziehen.
Wir waren wieder zu dritt….Paulus, ich, Bianka so war die Reihenfolge…. am Rand der Fläche dicht an dicht pirschend unterwegs. Der gesuchte Bulle kam etwas weiter vorne so dass die Distanz ca. 100 m war. Er betrat die Fläche und zog breit von links auf den Weg. Der Schießstock stand bereits, die Waffe lag ruhig darauf und an meiner Schulter… Paulus meinte „schießen wenn ich sage“ Die gewaltige Antilope wurde von dem Jagdführer als sehr alt angesprochen. Jetzt verhofft das riesige Stück Wild und äugt zu uns. In diesem Moment gibt Paulus den Bullen mit einem „ jetzt schießen“ frei. Der Schuss bricht. Das Absehen stand ruhig auf dem unteren Bereich der Kammer. Kugelschlag. Es ist ein deutliches Zeichnen mit einer Art Bocksprung des alten Recken zu sehen. Er geht nach rechts ab und verschwindet nach wenigen Metern aus unserem Sichtfeld.
Ich hatte sofort repetiert und zittere an den Händen und kann das nicht glauben was da gerade passiert ist.
Ich schau zu Paulus… er lauscht einige Zeit, nickt dann und grinst mit einem “gut gemacht“ wir alle hörten ein Plustern und Röcheln aus der Richtung in die der Bulle seine Flucht machte. Es sollte seine letzte sein. Wir warten noch einige Zeit. Am Stück überrannten mich die Emotionen und ich habe voller Ehrfurcht der Freude, meinen Tränen der Überwältigung gemeinsam mit Bianka freien Lauf gelassen. Man kniet neben einem so majestätischen Tier. Streicht ihm mit der Hand über die Keule und schüttelt ungläubig aber überglücklich mit dem Kopf. Was der wohl alles in seinem langen Leben erlebt hat? Und es war mir gegönnt dieses alte und reife Stück in einer atemberaubenden Pirsch in den Sonnenuntergang unter afrikanischen Himmel zu erlegen. Das Leben zu nehmen.. das wühlt auf. Das Waidmannsheil von Paulus und Bianka… wir liegen uns in den Armen… danach der Blick zu Bianka, ich knie erneut am uralten erlegten Elandbullen.. Ihre Freudentränen und die Worte… „weil Du eben ein Jäger bist.. genauso hast du es dir immer gewünscht“ … werde ich nie vergessen… Danke Liebling.
Unfassbar. Mein Herzenswusch ging in Erfüllung. Die Pirsch, so wie ich sie mir erträumt habe… genauso… Unseren aufrichtigen Dank an Paulus, der Jagdführer der sein Handwerk bis in die Haarspitzen versteht… ohne Zweifel… diese ruhige und besonnene Art…Danke an Euch, liebe Diekmann´s .
Danke für Eure ehrliche Freude mit uns über jedes Stück Wild und Eure wundervolle Gastfreundschaft während der Jagdtage bei Euch. Das kam spürbar von Herzen.
Bis bald…
Basti & Bianka